Museum

Räubertabak

Der Morbacher „Rolltabak“ entwickelte sich zu einer Marke und war weit über die Region hinaus beliebt, vor allem bei den Arbeitern der Kohlegruben im Saarland und im Ruhrgebiet.

Über 130 Jahre Tabakprodukte aus Morbach

Die Ausstellungen in Trier um das Leben und Wirken von Karl Marx sind soeben vorbei. Bewegungen und Erschütterungen des 19. Jahrhunderts, bedingt durch Auf- und Umbruch, wirkten aber auch in unserer unmittelbaren ländlichen Umgebung und dauern bis heute an. Hunger und Armut auf dem Hunsrück formten aber immer wieder findige Menschen, die, durch die Umstände gezwungen, neue Geschäftsideen entwickelten.

So auch die Vorfahren eines gewissen Philipp Herlach, die 1830 auf dem Hauptmarkt in Morbach in ihrem „Trierer Einhaus“ neben der Landwirtschaft eine erste Tabakstube einrichteten. Weitere, wie z.B. die Tabakspinnereien Brück und Mettler sollten folgen. Der Morbacher „Rolltabak“ entwickelte sich zu einer Marke und war weit über die Region hinaus beliebt, vor allem bei den Arbeitern der Kohlegruben im Saarland und im Ruhrgebiet. Der Rohstoff, der in Morbach zu Roll-, Pfeifen- und Zigarrentabak verarbeitet wurde, kam aus Übersee, wie Kuba, Brasilien oder Java, aber auch aus der Pfalz und der Wittlicher Senke, da die Tabakblätter je nach Herkunft unterschiedliche Geschmäcker und Verwendungsmöglichkeiten boten.

So werden in der Weiperather Ausstellung der Anbau von Tabak in der Wittlicher Senke und die dort bis heute erhaltenen Tabaktrockenschuppen thematisiert, ergänzt durch einen Blick auf die gegenwärtige, lediglich noch von zwei Firmen betriebene Produktion, die nach Ägypten exportiert wird.

Die Tabakverarbeitung in Morbach fand ihr Ende 1965 nach über 130 Jahren mit der Schließung der Tabakspinnerei Brück. Verschiedene Ursachen, wie neue Steuerregelungen und das Wegbrechen von Absatzmärkten führten dazu, dass der Staat zuletzt Abfindungen für die Schließung zahlte. Aber auch da zeigte sich Unternehmergeist: aus der Tabakstube Mettler entstand ab 1957 das heute weltweit agierende, noch immer in Morbach ansässige Werk „Papier-Mettler“ mit 3900 Mitarbeitern!

Zeitzeugenberichte von Arbeitern aus Morbach lassen die Thematik der Tabakspinnerei zusätzlich lebendig werden. Originalarbeitstische mit Handwerksgerät, teils aus dem Fundus des Museums, sollen die Herstellung der Tabakprodukte zusätzlich verständlich machen. Die Ausstellung zeigt Verpackungen der verschiedenen Tabakprodukte, teils noch im Original, darunter der Verkaufsschlager aus den 1950/60ger Jahren: den „Schinderhannes“- Tabak, einen Feinschnitt mit dem Konterfei von Johannes Bückler. Anlass war der an Originalschauplätzen um Morbach gedrehte Film „Der Schinderhannes“ mit Curd Jürgens und Maria Schell als Hauptdarstellern.

Ebenso wird eine Szene aus „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ vom Morbacher Regisseur Edgar Reitz zu sehen sein. Die durch die Not der Region im 19. Jahrhundert bedingte Auswanderung der Hunsrücker nach Brasilien wird hier eindrucksvoll abgebildet. Der künstlerische Aspekt findet einen reizvollen Niederschlag durch die Gemälde von Wilhelm Terwei (1875-1946) aus Morbach, einem überregional bekannten Künstler, der 1924 die Tabakspinnerei Herlach (wird im Original gezeigt) in Morbach und 1936 eine Wittlicher Tabakspinnerei in Öl festgehalten hat. Auch sein Künstlerkollege, der Bildhauer Klaus Rothe (1912-1979), der an der Hauswand der Tabakspinnerei Mettler um 1955 in Morbach ein qualitätvolles Sgraffito (Kunst am Bau und zugleich Werbung) zur Tabakernte geschaffen hat, wird dokumentiert.

Allgemein wird die Herkunft des Tabaks sowie das Rauchen im Laufe der Geschichte beleuchtet, sowohl als Genussmittel (Exponat: ein sog. Raucherstuhl aus der Gründerzeit) als auch über Zeitungsartikel und Bücher bis hin zum heutigen Rauchverbot. Diverse Zitate, die als „Rauchschwaden“ von der Decke pendeln, sollen dazu Denkanstöße liefern.

Eine besondere sinnliche Note erhält die Sonderausstellung durch ein Whiskey-und Zigarren-Tasting während des Präsentationszeitraumes.

Frühere Sonderausstellungen

Hier finden Sie weitere Informationen über frühere Sonderausstellungen im Holzmuseum.

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